Der Braunschweiger Unternehmer Heinz-Egon Achterkerke unterstützt mit seiner Stiftung die musikalische und sportliche Ausbildung von Kindern und Jugendlichen und feierte am 7. September 2019 seinen 75. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums sprachen wir mit ihm über seine Anfänge auf Usedom, seine musikalischen Qualitäten und sportlichen Erfolge und warum er Usedom immer Hawaii vorzieht:
Herr Achterkerke, Sie engagieren sich seit 1996 neben der Stadt Braunschweig auch auf der Insel Usedom. Was hat Sie damals dorthin verschlagen?
Wir kannten bis dato nur die Nordsee und waren auf Erkundungstour im Osten. Immer an der Küste lang. Und dann kam Usedom. Ich habe mich sofort in die Insel verliebt, denn sie bietet sowohl an der Küste als auch im Achterland Wunderbares. Am schönsten fand ich es in Heringsdorf. Warum gerade dort? Die alte Bäderarchitektur hatte es mir angetan. Auch wenn 1996 noch vieles im Argen lag, ich wusste, hier wollte ich mich niederlassen. Und dann dieser wundervolle Sandstrand, kilometerlang und ohne ein Steinchen. Das hat ja nicht mal Hawaii zu bieten. Ich war einfach nur begeistert. Deshalb habe ich mich darum bemüht, hier ein Haus zu erwerben. Die heutige Villa Achterkerke gehörte ehemals dem Kunstverlag Leipzig und wurde mir 1999 zum Kauf angeboten. Das Haus wurde 1845 erbaut und ist damit älter als die Kirche des Ortes. Wir haben sie aufwendig saniert und restauriert. Heute bildet sie zusammen mit weiteren Häusern, etwa dem in den Hang gebauten Piratennest und zwei Wohnungen in der Villa Kramme den Grundstock unserer Stiftung. Wir vermieten, so dass die Stiftung Einnahmen hat.
Und was bedeutet das konkret?
Zuerst einmal, dass man mit den Häusern und Wohnungen, die zur Stiftung gehören, keine Spekulationen betreiben kann. 2008 haben wir sie der Stiftung übertragen. Das Stiftungsvolumen liegt bei fünf Millionen Euro. Da unsere Stiftung eine Bildungseinrichtung ist, finanzieren wir damit die musische und sportliche Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Zudem unterstützen wir die Kinder- und Jugendarbeit verschiedener Vereine und stiften alljährlich den mit insgesamt 5000 Euro dotierten Ehrenamtspreis, den wir zusammen mit der OSTSEE-ZEITUNG vergeben.
Warum liegt Ihnen die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen so am Herzen?
Ich stamme aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter hatte ein kleines Milchgeschäft, mein Vater war Schuster. Ich musste in unserer Minilandwirtschaft mithelfen. Taschengeld kannte ich nicht. Ich habe mir viele Dinge zusammengespart. Doch die heutigen Hobbys, etwa ein Instrument zu erlernen, sind sehr kostspielig. Da wollen wir Familien helfen, die sich das eigentlich nicht für ihre Kinder leisten können.
Sind Sie selbst sportlich und musikalisch?
Ich war in jungen Jahren Hochleistungssportler, habe Leichtathletik und Stabhochsprung gemacht, bin die 1500 Meter gelaufen und gehörte zum Bundesligakader von Werder Bremen. Heute spiele ich noch ein bisschen Golf. Ich habe nie richtig ein Instrument spielen gelernt. Dafür fehlte das Geld. Aber ich kriege die Gitarre zum Klingen. Die schönste Musik für mich ist aber Kinderlachen.
Gibt es noch einen Grund für Ihre Affinität zu Usedom?
Ich habe auf der Insel meine jetzige Frau kennengelernt. Sie ist Architektin, stammt aus Sachsen. Hier war sie beruflich unterwegs. Das Piratennest trägt ihre Handschrift. Und auch unsere „Ziehtochter“ Nora Pagels, die jetzt zum Stiftungsvorstand gehört und auch in meine geschäftliche Tätigkeit in der Stahlbranche integriert ist, stammt von der Insel. Ich bin stolz, dass sie mal eines unserer Förderkinder war.
Ihre Stiftung ist ja laut Satzung auch in der Stadt Braunschweig aktiv?
Ja und gerade hier wollen wir unsere Aktivitäten jetzt deutlich verstärken. Uns geht es um die Förderung von begabten Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien sowie von alleinerziehenden Elternteilen, deren Wohnsitz im Bereich der Stadt Braunschweig liegt. Neben dem Vorstand, bestehend aus Nora Pagels (Geschäftsführerin) und mir ist das Kuratorium aktuell um den Braunschweiger Martin K. Burghartz verstärkt, der neben Tilo Braune, Staatsekretär a.D. und der Schulleiterin Grit Vehreschild das Kuratorium komplettiert. Derzeit aktualisieren wir gerade unsere website und unterstützen die Aktion „Hey Alter“, die schon ältere 1000 Rechner aufbereitet hat und Schülern/ Schülerinnen zu Verfügung stellt. Wir werden auch unsere PR-Arbeit zu verstärken, um auch über Zustiftungen noch größere Unterstützung für die Zielgruppe zu ermöglichen.